Aussichtsturm - Die Turmgeschichte

Der erste hölzerne Riese

Ansicht von 1925

Der Aussichtsturm, 1886 vom Verschönerungsverein auf der Höhe der Kranichsberge erbaut, leuchtete als Wahrzeichen und Wegweiser weithin in die Lande.
Er lag 96,58 Meter über dem Meeresspiegel und hatte bis zur Spitze eine Höhe von 18 Metern.
Die Mitglieder des Vereins, die Herren Kelpin und Hermann Haensch, waren die Initiatoren für den Bau. Er erhielt den Namen "Kronprinz-Friedrich-Wilhelm-Turm".

Ansicht von 1937

Der Turm wurde anlässlich des 50jährigen Bestehens des Vereins 1934 mit Genehmigung des Landrats des Kreises Niederbarnim in "Hindenburg-Turm" umbenannt.
Der Turm war der Stolz aller Woltersdorf und neben der "Woltersdorfer Schleuse" ein weiteres Wahrzeichen.
Am 20. April 1945 wurde der Turm von Angehörigen des Volkssturms angezündet und ein Raub der Flammen. Heute findet man nur noch Reste der alten Fundamente.

In unserem Heimatmuseum können Sie die alte Bauzeichnung betrachten, außerdem ein Modell des Turmes, angefertigt vom Vereinsmitglied Georg Bortlik.

Der neue Turm

Der Turm wurde 1961/62 neu errichtet. Während der DDR-Zeit waren der Turm und dessen Umgebung ab 1979 für Besucher gesperrt. 1990, nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, wurde er seinem ursprünglichen Zweck wieder übergeben.

Hier der Bericht unserer ehemaligen Vereinsvorsitzenden:
Wir schreiben das Jahr 1960.
Charlotte Matzdorf ist Bürgermeisterin und prägt entscheidend die Entwicklung Woltersdorfs zu einem in der DDR bekannten Erholungsort vor den Toren Berlins. Woltersdorf soll attraktiver werden — die Wiedererrichtung eines Aussichtsturmes in den Kranichsbergen wird von der Gemeindevertretung beschlossen.
Der alte Standort des 1945 abgefackelten Turmes kommt nicht mehr in Frage, die Fläche für einen größeren Turm ist zu klein. Außerdem befindet sich auf dem höchsten Punkt der Kranichsberge ein Trigonometrischer Punkt (TP) des Kartographischen Instituts. Dieser TP (Hochpunkt) dient der Landesvermessung. Daher der jetzige Standort.
Woltersdorf zählt zur "Perle des Randgebiets von Berlin" —so wird der Bau des neuen Aussichtsturmes von Berlin mit 60TM gefördert.
Das Projekt und die Statik werden vom Bauingenieur Rudolf Post in ehrenamtlicher Tätigkeit angefertigt. Die Bauausführung soll Zimmermeister Willi Hildebrandt übernehmen. 

Aber wie kommen wir zu einer Baugenehmigung für unseren neuen Turm in der eigentlich nicht mehr genehmigungsfähigen Holzbauweise? Für diese Fragen zeichnet das Sachgebiet Bau der Gemeindeverwaltung verantwortlich, also ich. Lesen Sie bitte hierzu Einzelheiten in unserer Broschüre 130 Jahre Woltersdorfer Verschönerungsverein.
1961 erfolgt die Grundsteinlegung, 1962 die Einweihung - Technische Daten des Turmes:
102 Meter über dem Meeresspiegel, 25 Meter hoch, ca. 80 Kubikmeter Holz, 3,6 Tonnen Stahl, 90 Treppenstufen.
Für die Öffentlichkeit ist der Turm ab Ende der 70er Jahre nicht mehr zugänglich, die Staatssicherheit übernimmt den Turm zu nachrichtendienstlichen Zwecken. Erst 1990 kann eine Sanierung und Wiedereröffnung erfolgen. Der Woltersdorfer Verschönerungsverein schließt mit der Gemeindeverwaltung Woltersdorf einen Nutzungsvertrag.
Nun ist der zweite "Hölzerne Riese" wieder ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher aus Nah und Fern. Wir wünschen allen Gästen viel Freude beim Besteigen des Turmes, möge er noch viele, viele Jahre hoch über den Wipfeln der Kranichsberge zu sehen sein.

Text: Gisela Schuldt, WVV (u. 1960 verantwortlich für Materialbeschaffung des neuen Turmes)