Gedenkstätten - Tade-Platz

Eine Wanderung von der Schleuse entlang der Uferpromenade am Flakensee lohnt sich wegen der vielen Plätze, an denen es Spaß macht, über das Wasser zu schauen und - Fotoliebhaber holen die Kameras aus der Tasche. Auf diesem Weg kommt man dann zum Tade-Platz.

Der folgende Artikel wurde von Gerald Ramm im November 1993 geschrieben und am 20.11.93 in den „Woltersdorfer Nachrichten” Nr. 45/93 veröffentlicht:


Der Tadestein an der Strandpromenade
Als Otto Tade im Jahr 1919 starb, ging Woltersdorf ein gewaltiges Stück Brachialenthusiasmus verloren. Die Gruppe um Tade, Polte, Busse, Janke, Staab und Wilhelmi hatte Woltersdorf erfolgreich in das 20.Jahrhundert geführt. Allesamt Geschäftsleute, Fabrikbesitzer oder Großbauern hatten das mit ihrem Geld und ihren Ideen bewirkt, was Woltersdorf bis heute zu gute kommen sollte.

Technische-Neuzeit verbunden mit Tradition und Heimatverbundenheit. Sie hatten aus dem Bauerndorf einen beliebten Ausflugsort geschaffen. Straßenbaupläne, Bebauungspläne, Ortsverschönerung, Erholungsmöglichkeiten, Dampfer- und Droschkenverbindungen, Wander- und Promenadenwege, Straßenbahnpläne, geregelte Müllabfuhr, ja sogar ein Sprengwagen, gehörten zu den Errungenschaften des Woltersdorfs der Jahrhundertwende.
Otto Tade war derzeit Vorsitzender des Verschönerungsvereins und der wiederum war neben dem Grundbesitzerverein das Zentrum des Kultur- und Wirtschaftslebens im Ort.

Parteienwust spielte hierbei eine untergeordnete Rolle, ja man kann sagen, dass die genannten Vereine sogar das kitteten, was die Politik zu zerstören suchte. Ihnen heute vorzuwerfen, dass sie allesamt ja "Kapitalisten” waren, ist mehr als kleingeistig. Sie hätten ihr Geld auch getrost persönlich verjubeln und was Woltersdorf betraf den lieben Gott einen guten Mann sein lassen können. Wilhelmi war Geheimer-Regierungsrat in der Reichshauptstadt, Tade, Busse und Polte hatten ihre Fabriken in Berlin, Staabs hatten neben der Amtsgewalt die größte Bauernwirtschaft weit und breit und Janke war ein Millionär aus Berlin, der hier in Woltersdorf sein Hobby suchte. Sie gaben trotzdem ein gehöriges Stück von ihrem Kuchen ab und darum erinnert man sich auch nach fast einem Jahrhundert gern an diese Männer. Für Otto Tade wurde am Ende der Strandpromenade ein Gedenkstein gesetzt, 1919 schon. Der neue Verschönerungsverein hat ihn 1992 erst mal wieder aus dem Gestrüpp der letzten vier Jahrzehnte gezogen. Für Polte und Janke hatte man Ortsbezeichnungen übrig, fälschlicherweise heißt der Weg heute allerdings nicht Polte-Weg, sondern dank der Heimatkenntnis einiger "Polterweg". Oder wurde das "r" sogar bewusst hinzugefügt? Mit Poltes und Jankes Geld wurde 1912/13 ein Großteil der Straßenbahnbaukosten finanziert. Janke allein sponserte 60.000 Reichsmark Ein damals fast unbeschreibliches Vermögen. Aus dem Janke-Platz machte man dann allerdings erst den Goebbels- und später Thälmannplatz. Beides namentlich recht bedeutungslos für Woltersdorf, Im Übrigen heißt der Platz bis zum ersten Weltkrieg "Burgplatz". Aber das nur nebenher. Dass nach Wilhelmi, und zwar nach diesem bewussten, auch eine Straße namentlich in Schönblick existiert hat, dürften die meisten wissen.

Doch nun zurück zum eigentlichen, der Tadestein steht nun wieder seit anderthalb Jahren. Wolfgang Ertel hatte damals Linden gesponsert, Lohburgs Büsche sowie Bernd Hildebrandt und Gerd Ramm sen. die Arbeitsleistungen für den Steinhügel........
gez. Gerald Ramm (1993 Vorsitzender WVV)