Das Woltersdorfer Heimatmuseum hat eine lange Geschichte hinter sich, für unseren Verein ist es eine wichtige Sache, so viel wie möglich davon aufzubewahren und die Ausstellungen so zu gestalten, dass für die Besucher ein Verstehen der Geschichte möglich wird.
Das Haus der Heimat
Die Geschichte des Woltersdorfer Heimatmuseums beginnt im Jahre 1934 und im alten Mühlengebäude der Wassermühle an der Schleuse.
Rektor i.R. Max Haselsberger (1868 - 1944) verdanken wir die Ortschronik Woltersdorf - Die 700jährige Geschichte eines märkischen Dorfes.
Gerald Ramm, Mitglied des Verschönerungsvereins, hat nachgeforscht und niedergeschrieben. In seinem Buch Woltersdorf - Ein Dorf im Dritten Reich können Sie ausführlich die Aufzeichnungen Haselsbergers zur Kulturarbeit in den Jahren von 1923 bis etwa 1937 nachlesen.
Auszugsweise einige Fakten:
Die umfangreiche Urnensammlung des Woltersdorfer Prähistorikers Hermann Busse (1846 - 1920) sollte in einem Heimatmuseum untergebracht werden. Als geeigneter Ort hierfür wurde das alte Mühlengebäude der Wassermühle (Pächter Gastwirt Max Behle) an der Schleuse gefunden.
Am 30. Juni 1934 wurde dort das Haus der Heimat eröffnet.
Nachdem 1943 in den oberen Räumen eine Außenstelle des Reichskriegsfilmarchivs aus Berlin untergebracht wurde, traf wenige Monate später in der Nacht vom 23. zum 24.12.1943 eine englische Brandbombe das Gebäude.
Das Gebäude wurde zu DDR-Zeiten 1953/54 als Wohnhaus wieder ausgebaut, es gehörte dem Wasserstraßenhauptamt Berlin.
Nach 1990 verkauft, baute ein Privatinvestor die Wohnungen neu aus.
AutorIn: Gisela Schuldt, WVV, Quelle: G. Ramm, Woltersdorf - Ein Dorf im Dritten Reich
Die Alte Schule
In der Haselsberger Ortschronik wird für die Zeit von 1715 - 1720 Michael Gericke als erster Schulmeister benannt.
1717 verordnet Friedrich Wilhelm I von Preußen die allgemeine Volksschulpflicht für alle, die den "nötigen Unterricht" nicht im Hause erteilt bekommen.
Die Dingetagsprotokolle im Berliner Stadtarchiv geben Auskunft über den Bau eines ersten Schulhauses im Jahr 1721 neben der Kirche. Nach dem Abriß dieses ersten Hauses wegen Baufälligkeit im Jahr 1880 wurde im selben Jahr das zweite Schulhaus gebaut, welches im Jahr 1851 einem Großfeuer zum Opfer fiel, das dritte Schulhaus wurde 1852 in Betrieb genommen und 1881/2 wegen Baufälligkeit abgerissen, noch im Jahr 1881 wurde das vierte Schulhaus gebaut, wegen steigender Schülerzahlen wurde das Haus im Jahr 1891 um eine Etage erweitert.
Nachdem im Jahr 1931 in der Vogelsdorfer Straße die sogenannte Reformschule gebaut wurde, war diese die "Neue Schule", das alte Gebäude neben der Kirche hieß fortan "Alte Schule" - bis heute.
Hier in der Alten Schule wurden bis 2002 Schüler unterrichtet, wegen der Neubauten von Unterrichtsgebäuden in der Vogelsdorfer Straße wurde die Nutzung des Gebäudes als Schulhaus aufgegeben.
Was sollte mit dem Gebäude werden? Abriss oder Sanierung zum "Bürgerhaus"?
Inzwischen nahm der Woltersdorfer Verschönerungsverein eine "stille Besetzung" des Gebäudes vor und richtete dort neben der Heimatstube das Museum ein. Der Bürgermeister Höhne tolerierte es und schließlich wurde die Sanierung mit einem neuen Konzept beschlossen und durchgeführt.
AutorIn: Gisela Schuldt, WVV, Quellen: Haselsberger Ortschronik, Kirchenakten Rüdersdorf
Die Blechbüchse
Die Sanierungsarbeiten an der Alten Schule begannen 2011. Die bevorstehende Sanierung nutzten Mitglieder unseres Vereins, die Vorsitzende und Vereinsmitglied Siegfried Thielsch, um in der alten Schulchronik von 1859 nachzuforschen. Hier wurde man fündig. Unter dem Jahr 1881, also dem Jahr der Grundsteinlegung für die "Alte Schule", fand sich der Eintrag, dass am 22. Mai 1881 eine Zinkkartusche mit Zeitzeugnissen, Zeitungen etc. im Kellergewölbe eingemauert worden sei.
Gezielt suchten Vereinsmitglieder in Abstimmung mit dem Bauamt der Gemeindeverwaltung und dem Baubetrieb nach dieser Kartusche.
" ...Die Büchse aus Zink, an beschriebener Stelle versteckt, misst 30 cm in der Höhe und hat einen Durchmesser von 11 cm. Sie enthält fast unvorstellbar viel eng zusammengerolltes Material, was die Anwesenden in Staunen versetzte. Die ersten Tageszeitungen vom Mai 1881 lösten sich relativ leicht, doch
dann zwangen die feuchten, in weiteren Zeitungen verborgenen Papierdokumente dazu, den gesamten Fund in einer Kühltasche zu einem sicheren Ort zu transportieren. Wie geht es nun weiter mit dem Schatz?
Expertenrat wird eingeholt, die Dokumente vorsichtig getrocknet. Dann ist es endlich soweit. Das Material kann vorsichtig entfaltet und gesichtet werden. Die Druckschriften sind in relativ gutem Zustand und einwandfrei lesbar. Die handschriftlichen Unterlagen hingegen weisen starke Schäden auf und sind nur noch zu 80% zu entziffern. Doch was die Büchse enthält, ist jetzt klar. Ein Auszug: die Kurzbiographie des Lehrers und Küsters Barth mit namentlicher Aufstellung der 164 von ihm allein unterrichteten Schüler, Informationen über das Dorf und seine Geschichte, gesammelt von Prediger Baethge, die Mitgliederliste des Vereins "Freundschaft" und dessen Statut, eine Broschüre "Mitteilungen aus der Geschichte Rüdersdorfs und der benachbarten Ortschaften" von C. Seydel, neun Zeitungen und Zeitschriften verschiedener Formate; eine französische Kupfermünze.
Der Verschönerungsverein hat alle gefundenen Unterlagen kopieren und auf DVD dokumentieren lassen ...“
In einer gezeigten Ausstellung im Ratssaal und einer Sonderausstellung im Museum konnten Besucher alle gefundenen Original-Dokumente betrachten. Jetzt befindet sich diese Ausstellung — zusammengestellt in einem "Wandbuch" - im Museum.
Quelle: Artikel: Die Woltersdorfer "Blechbüchse", zusammengestellt von G. Schuldt
veröffentlicht in der Zeitschrift Museumsblätter 18/11,Mitteilungen des Museumsverbandes Brandenburg